Zu einer Frühgeburt kommt es, wenn ein Baby vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren wird. Eine normale Schwangerschaft dauert üblicherweise rund 40 Wochen. Babys, die vor der 28. Woche geboren werden, bezeichnet man als extreme Frühgeborene.
Frühgeborene wiegen in der Regel weniger als 2.500 Gramm. Der frühestgeborene überlebende Mensch kam 2006 in der 22. Schwangerschaftswoche zur Welt und wog 280 Gramm bei einer Größe von 24 cm (Stand 2007, Quelle: Wikipedia).
In den meisten Fällen ist es heute nicht möglich, die genaue Ursache für die vorzeitige Entbindung zu ermitteln. Es gibt jedoch eine Reihe von Risikofaktoren. Dazu zählen u.a. Mehrfachschwangerschaften (Zwillinge, Drillinge, etc., häufig mit dem Hintergrund einer künstlichen Befruchtung), Frauen mit Infektionen der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses, Schwangerschaftskomplikationen wie Plazentainsuffizienz, Anämien oder Gestose, oder auch jene Frauen, die bereits in einer vorhergehenden Schwangerschaft zu früh entbunden haben. Auch psychosoziale Auslöser können zu einer Frühgeburt führen, wie zum Beispiel chronischer Stress aus einer Mehrfachbelastung durch Beruf, Familie und Haushalt.
Die unreifen Organe führen beim Frühgeborenen zu verschiedenen Problemen. Besonders bedeutend und entscheidend für das Überleben ist die Lungenreife. Daher werden bei einer drohenden Frühgeburt üblicherweise Maßnahmen zur Unterstützung der Lungenreifung des Kindes vorgenommen.
Mit folgenden Problemen müssen frühgeborene Kinder oft kämpfen:
Atemnotsyndrom (IRDS, infant respiratory distress syndrom)
Die unreife Lunge produziert nur in geringem Maße Surfactant (Surfactant ist ein Gemisch aus Phospholipiden und Proteinen, das für die Entfaltung der Lungen notwendig ist). Dadurch kollabieren Lungenbläschen, die in der folge am Gasaustausch nicht mehr teilnehmen können. Sauerstoffmangel und Atemnot sind die Folge. Zur Behandlung wird das Frühgeborene intubiert und künstlich beatmet.
Nierenunterfunktion
Die unreife Niere produziert keinen Urin. Deshalb sammeln sich im Blut Substanzen an, die sonst durch den Urin ausgeschieden würden.
Hirnblutungen
Zu Hirnblutungen kommt es bei Frühgeborenen besonders, wenn sie vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Je nach Grad der Blutung kann es zu(vorwiegend motorischen) Behinderungen kommen.
Darmentzündung (Nekrotisierende Enterokolitis)
Die Darmbewegungen sind beim Frühgeborenen noch nicht perfekt. Es kann zu einem Aufstau im Darm kommen. In diesem Milieu wachsen Bakterien, die eine Ursache für eine Darmentzündung sein können.
Ductus arteriosus
Das Offenbleiben des Ductus arteriosus nach der Geburt (persistierender Ductus arteriosus) führt zu Störungen des Blutkreislaufes. Der Ductus muss in vielen Fällen operativ geschlossen werden.
Netzhautschäden
Die Retinopatie ist eine Erkrankung der Netzhaut, bei der es durch die Neubildung von Blutgefäßen zu Blutungen kommen kann.
Känguruh-Therapie
Unter der Känguruh-Therapie wird der Hautkontakt zwischen Mutter (und Vater) und dem Frühgeborenen verstanden. Das nackte Kind wird zwischen die nackten Brüste der Mutter oder auf die nackte Brust des Vaters vertikal gelagert. Über das Kind wird teilweise ein Tragetuch gebunden und es wird zugedeckt, damit das Frühgeborene die Temperatur ausreichend halten kann.
Während des engen Haut-zu-Haut-Kontaktes werden verschiedene Sinne des Frühgeborenen stimuliert und gefördert: Der Hörsinn durch die Stimmen der Eltern, der Gleichgewichtssinn durch die Bewegungen der Eltern, der Tastsinn durch den großflächigen Hautkontakt und der Geruchsinn durch den Körpergeruch der Mutter (des Vaters). Der Herzschlag der Mutter (des Vaters) wirkt beruhigend auf das Kind und es kann sich vom Stress durch die medizinische Versorgung und die Umgebung auf der Station erholen.
Die Känguruh-Therapie ermöglicht es, das Kind an die Brust der Mutter zu legen und zu stillen und/oder vorher abgepumpte Milch über die Magensonde mit einem Sauger im Mund zu geben. Erste Trinkversuche können in der 32. SSW gemacht werden und ab der 34. SSW sind gesunde Frühgeborene oft in der Lage, selbständig ihre Nahrung zu trinken.
Foto: Manuela Prossliner