Frühchen in ihren ersten schwierigen Lebenswochen zu begleiten als Lebensaufgabe
Dr. Margareth Harrasser besucht Jungschargruppe
Es ist mittlerweile Usus, dass die Jungschargruppe zum Abschluss des gemeinsamen Jahres eine Kuchenaktion veranstaltet und den Reinerlös einem wohltätigen Zwecke zukommen lässt. Letztes Jahr ging die Spende an den Verein der Frühgeborenen in Südtirol. Frau Dr. Margareth Harrasser hat sich im Namen des Vereins für die nette Geste bedankt und angeboten, den Jungscharmädchen von ihrer Arbeit auf der Frühgeborenenintensivstation bzw. vom Überlebenskampf der Frühchen zu erzählen. Dieses Angebot haben wir sehr gerne angenommen und Frau Dr. Harrasser nach Mühlwald eingeladen.
Frau Harrasser stammt aus Pfalzen. Sie hat in Innsbruck Medizin studiert. In der Schweiz hat sie in St. Gallen, Bern und Zürich die Facharztausbildung zur Kinderärztin absolviert. Seit 1 Jahr arbeitet sie im Krankenhaus von Bozen auf der Frühgeborenenintensivstation.
Sie verstand es vorzüglich, die Thematik mittels einer PowerPoint-Präsentation kindgerecht zu erklären und das Interesse der Mädchen zu wecken. Die Ärztin zeigte anhand eines Meterbandes die Länge eines 4 Monate zu früh geborenen Kindes. Magensonde Infusionsnadel, Beatmungsschlauch und Babykleidung, die mehr einer Puppenkleidung ähnelt, beeindruckten die Kids sehr.
Kinder, die vor der Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, bezeichnet man als Frühgeborene. Für das Überleben ist nicht so sehr das Gewicht ausschlaggebend, sondern vielmehr das Alter und somit die Reife. Worin genau die Ursache liegt, dass manche Babys zu früh das Licht der Welt erblicken, ist unklar. Weltweit werden jährlich ca. 15 Millionen Babys zu früh geboren. In Europa ca. 500.00 und in Südtirol sind von ca. 5.000 Geburten ungefähr 1/10 Frühgeburten. Chronische Krankheiten, Rauchen, Drogen, Alkoholkonsum, Infektionen, Diabetes mellitus der Mutter, Mutterkuchenschwäche und psychosoziale Probleme sind nur einige Faktoren, die als Ursache für Frühgeburten in Frage kommen. Zudem sind Kinder bei Mehrlingsschwangerschaften einem wesentlich höheren Frühgeburtsrisiko ausgesetzt als Einlinge. Verblüffend klingt, dass Buben aus bislang ungeklärten Gründen etwas schlechtere Überlebenschancen haben als Mädchen mit gleichem Alter und gleichem Gewicht.
Frühgeborene sind für das Leben außerhalb des Mutterleibes noch nicht ausreichend entwickelt. Hirnblutungen, Augenprobleme, lebensbedrohliche Infektionen, Entzündungen im Darm und Schlaganfälle bedrohen diese unreifen Kinder, deren Immunsystem noch sehr schwach ist. Ärzte und Pflegepersonal begleiten Frühchen und deren besorgte Eltern oft monatelang auf der Intensivstation. Um überleben zu können, müssen die zerbrechlich wirkenden, frühgeborenen Kinder viele Therapien über sich ergehen lassen. Für die Eltern beginnt eine schwere Zeit. Die Arbeit, die Familie, das Hin- und Herpendeln zwischen daheim und Krankenhaus bringt die Betroffenen oft bis an die psychischen und finanziellen Grenzen der Belastbarkeit. Der Verein der Frühgeborenen in Südtirol greift diesen Eltern unter die Arme und unterstützt sie mit Rat und Tat. Finanzielle Spenden werden daher sehr gern angenommen und wohl auch dringend gebraucht.
Trotz intensiver medizinischer Hilfe überleben nicht alle Kinder. Manche überleben mit bleibenden Schäden an Augen oder Ohren oder leiden ihr Leben lang an muskulären und/oder geistigen Beschwerden.
Sandra Martini ist jetzt eine erwachsene Frau, kam aber als Frühgeborene zur Welt. Sie tat einmal folgenden Ausspruch: Wenn ihr einmal wegen eines Misserfolgs enttäuscht seid, stürzt die Ärmel zurück und ruft euch in Erinnerung, dass ihr in euren ersten Lebenstagen den Tod als Feind hattet. Erinnert euch, dass ihr damals den Tod besiegt habt, dann wisst ihr, dass nichts und niemand euch aufhalten kann.
In diesem Sinne wünschen wir jeder werdenden Mutter, dass sie ihr Kind termingerecht und gesund zur Welt bringt. Sollte es anders kommen, dann wünschen wir den Eltern an den persönlichen Kampf der Kleinen und an die Hilfe der modernen Medizin zu glauben.
Bei Frau Dr. Harrasser bedanken wir uns für ihre Erklärungen und die Sensibilisierung den Frühgeborenen gegenüber. Wir wünschen ihr weiterhin viel Freude an ihrem Beruf und die nötige Kraft den Frühchen in ihren ersten Lebenswochen zur Seite zu stehen.
Agnes Feichter
Im Bild rechts Frau Dr. Margaret Harrasser